In einem Forum von Brompton-Fahrern in Deutschland, bromptonauten.cc, war ein Treffen für den 4.6. in Berlin vorgeschlagen, an dem ich teilnehmen wollte. Per Zug bin ich innerhalb von 6 h nach Berlin gefahren und habe dort am Samstag Brompton-Fahrer aus ganz Deutschland getroffen. Eine nette Runde und viele interessante Brompton-Umbauten. Viele Bromptons mit anderen Schaltungen, einige mit aufgeweitetem Hinterbau für eine Rohloff, einige mit Scheibenbremsen, andere mit Schlumpf-Getriebe. Wirklich interessant. Und interessant zu hören, warum und wie die Leute diese Fahrräder nutzen. Interessant auch das Berliner Regierungsviertel mal in Augenschein zu nehmen, z. B. den Bundestag mit den ganzen zugehörigen Bauten drumherum.
Hauptanlass war aber die gemeinsame Tour entlang des Mauerwegs, eine Strecke, die dem ehemaligen Verlauf der Mauer folgt. 165 km, Start morgens um 7, Rückkehr sollte abends um 20 Uhr sein. Ich war nicht sicher ob ich das auf dem Brompton schaffen würde, eine solch lange Tour hatte ich vorher noch nie auf dem Faltrad gemacht, aber was solls, man kann ja jederzeit per Bahn abkürzen/abbrechen. Und so stand ich dann am Sonntag um 7 Uhr morgens mit 15 anderen Brompton Fahrern vor dem Brandenburger Tor.
Durch das verschlafene Berlin zu fahren war interessant. Der Verkehr war praktisch noch nicht spürbar, aber das häufig anzutreffende Kopfsteinpflaster war dank der ungefederten Brommies schnell nervig, so dass es schön war, dass wir bald in den Außenbereichen waren. Die Tour war sehr abwechslungsreich und sehr grün. Wir hatten nur 2 Ausfälle, einmal ein zum Liegerad umgebautes Brommie, wegen 3-fachem Plattfuß und ein Brompton bei dem sich am Vorderrad fast alle Speichen gelöst hatten. Alle anderen Fahrerinnen und Fahrer kamen am Ziel an. Zwischenzeitlich hatte ich echte Zweifel, ob wir noch halbwegs zeitig zurückkommen würden, aber zum Schluß haben wir nochmal ein bisschen Tempo machen können, vielleicht war die Aussicht auf ein Abendessen beim Inder besonders motivierend.
Für die darauffolgenden Tage, habe ich mir die Heimfahrt auf eigener Achse vorgenommen. 650km, 4000 Höhenmeter. Ich hatte eine Woche Urlaub, das sollte gut zu schaffen sein.
Ich bin durch Brandenburg gefahren, die Annaburger Heide, die wunderschön am Blühen war und durch riesige Waldgebiete, wo ewig kein Auto fuhr und keine Ortschaft war. Dort habe ich mich an den Waldrand gesetzt, das Brommie neben mir abgelegt. Da hält eine riesige Arbeitsmaschine und der Fahrer ruft "Na, Meester, alles in Ordnung?". Sehr nett. Wenn ich wirklich eine Panne gehabt hätte, hätte ich ihm die Füße geküsst, da gab es weit und breit nix. Aber ich konnte nach meiner Pause zum Glück einfach weiterfahren. Die erste Übernachtung war dann nach 170 km in Trebsen.
Am zweiten Tag bin ich morgens auf die Straße getreten und traue meinen Augen nicht. Straße nass, Regentropfen. Ich schaue auf die Vorhersage: Regen bis 15 Uhr. Na prima. Er hat dann bis 17 Uhr angehalten :-(. Am Abend bin ich dann bis nach Schöneck hochgefahren, bis auf 750 m.
Über Nacht konnte dann mein Brommi trocknen. Es sah ziemlich traurig aus, verdreckt und die Kette schon leicht angerostet (von einer Nacht!) und ließ sich auch nur noch schlecht schalten. Also erst mal eine Reinigungs-Session für Schaltung und Kette eingelegt. Dann ging es kilometerlang bergab, schön. Ich bin dann noch einige Kilometer durch Tschechien gefahren. Das war eines der schönsten Stücke. Viele Pferdekoppeln, schöne Landschaften. Aber auch robuste Autofahrer. Zwar wenige, aber durchaus rasant und wenig rücksichtsvoll.
Nach einer Nacht in der Nähe von Nabburg bin ich dann über Regensburg bis nach Landshut gekommen und nach einer weiteren Übernachtung dort nach Hause.
Die Etappen waren 170, 130, 130, 130 und 80 km in 4.5 Tagen. Das was man mit dem Zug in einer Stunde fährt, braucht man mit dem Rad einen ganzen Tag. Aber man sieht natürlich auch viel mehr. Es ist eine schöne Art zu reisen.
Was nehme ich mit? 130 km Etappenlänge ist gut, mehr ist ziemlich anstrengend, zumal mehrere Tage hintereinander. Die Sattelstützenklemme meines Brommies hat aufgegeben, da brauche ich was mit Metall- statt Kunststoffgriff. Und das wichtigste: Navigation mit dem Handy ist toll, wenn es trocken ist. Im Regen eine Katastrophe. Der Touchscreen funktioniert nicht bzw. macht sich selbstständig. Wenn dann noch eine Strassensperre dazu kommt und man muss neu planen, funktioniert das wegen der Nässe praktisch nicht. Laden funktioniert ebenfalls nicht und hat den Ladeanschluss meines Handys geschrottet. Deshalb werde ich mir ein richtiges Fahrradnavi besorgen. Eines ohne Touchscreen, das dadurch auch im Regen benutzbar ist und eines das >12h navigieren kann ohne dass man es aufladen muss. Weitere lession learned: Umleitungen weitgehend ignorieren. Oft hat man als Radler Glück und kann trotzdem durch. Ewige Umwege kann man oft vermeiden, einfach probieren!
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