Schon 2018 hatte ich darüber nachgedacht, von unserer Ölheizung wegzukommen, die einen signifikanten Anteil unseres CO2-Ausstosses ausmacht. Damals hat es nicht geklappt, weil die Vertragsbedingungen im Wärmecontracting der Stadt Wasserburg zum Laufzeitende nicht akztepabel waren. Letztes Jahr im September habe ich dann einen neuen Anlauf unternommen. Der Heizungsbauer, der unsere Ölheizung gewartet hat und uns immer gut bedient hat, war meine erste Anlaufstelle. Eine Pelletheizung würde nicht in unseren Keller passen. Und eine Wärmepumpe baut er mir nicht ein, weil ich damit nicht zufrieden werden würde und er sich den Ärger dadurch nicht antun möchte. Na, das sind ja ermutigende Ausgangbedingungen.
Ich suche mir einen Energieberater, der noch freie Kapazitäten hat. Ich finde einen im Nachbarort, der mir bzgl. der Wärmepumpe durchaus Mut macht. Er berechnet anhand der Bauweise (Wandstärke, Material, Fenster, Dämmung) den Norm-Wärmebedarf des Hauses, sagt aber schon, das der in der Praxis niedriger wäre. Die berechnete Heizlast liegt bei 7.6 kW. Der berechnete Wärmebedarf bei 16.300kWh/a. Bei einem geschäftzen Wirkungsgrad unserer Ölbrennwertheizung von 90% müsste der Verbrauch bei 1660l/a gelegen haben, also gut 10% höher als tatsächlich (der ausgewiesene Bedarf liegt sogar bei 2900l, also völlig abgehoben vom tatsächlichen Verbrauch).
Der individuelle Sanierungsfahrplan, den ich vom Energieberater erhalte schlägt vor, einem Heizungstausch durchzuführen, die Aussenfassade zu dämmen, eine Lüftungsanlage einzubauen und die Fenster zu wechseln, für Kosten von ca. 130.000 Euro für eine jährliche Einsparung von ca. 1/3 des Öls. Man sieht aber auch, dass der Vorschlag zuerst zu dämmen einen riesigen Geldbetrag kostet, das CO2 nur wenig senkt und die Umstellung auf eine Wärmepumpe am Ende ja dann noch noch mal signifikant Geld kostet. Bei einem sofortigen Umstieg auf eine Wärmepumpe wäre unser Wärmebedarf von 15.000 kWh/a mit einer (hoffentlich konservativ) geschätzten Jahresarbeitszahl von 2.5 dann eine Strommenge von 6000 kWh/a, die uns bei 28-35ct/kWh etwa 1.700-2.100 Euro/a kosten würden, und bei einem Strommix von 0.4kg CO2/kWh in Summe 2.4t/a CO2 bedeuten würden. Im Vergleich zum Öl mit 4t/a sind das 40% CO2 Einsparung. Bei Verwendung von reinem, echten Ökostrom mit 0.04kg CO2/kWh geht es sogar runter auf 0.24t/a, also eine Einsparung ggü. Öl von 94%. Kurz, die Wärmepumpe wird im Betrieb nicht günstiger als die Ölheizung (zumindest derzeit nicht, das mag sich ab 2027 ändern, wenn die CO2-Zertifkate frei gehandelt statt politisch bepreist werden), sie spart aber fast das ganze CO2 ein. Vielleicht ist ja auch die Arbeitszahl nicht 2.5 sondern 3, dann wären die Betriebskosten in etwa auf dem Niveau der Ölheizung, damit wäre ich sehr zufrieden; ein kleiner Aufpreis von einigen hundert Euro für fast kein CO2 ist aber absolut in Ordnung.
Also beschließen wir, auf eine Wärmepumpe umzustellen und ich suche nach einem neuen Heizungsbauer. Einige die ich anrufe lehnen eine Auftragsannahme ab, sie haben zu viel zu tun. Andere rufen noch nicht mal zurück. Einer kam um sich die Situation anzuschauen, verspricht ein Angebot und lässt dann nie wieder von sich hören. Nach dieser Arbeitsprobe in Bezug auf Zuverlässigkeit hake ich diesen Betrieb also ab. Am Ende bleiben zwei Heizungsbetriebe übrig, beide aus der näheren Umgebung. Beide in einem ähnlichen Preisbereich von knapp 60.000 Euro für die Wärmepumpe inkl. Boden- und Elektroarbeiten und dem Wechsel von ca. 10 Heizkörpern (damit die Vorlauftemperatur und damit der Energiebedarf möglichst niedrig sein kann).
Eine Split-Anlage ist unter den Wärmepumpen dabei, die aufgrund ihres Kältemittels R410A den Vorteil hat nicht einzufrieren, wenn im Winter mal ein längerer Stromausfall auftritt. Andererseits ist dieses Kältemittel auch ein Nachteil, weil es einen hohen CO2-Fussabdruck hat, die Anlage jedes Jahr auf Dichtigkeit geprüft werden muss und absehbar ist, dass es Beschränkungen zu diesem Kältemittel geben wird. Außerdem ist bei einem späteren Umstieg auf eine Monoblock-Anlage vermutlich wieder mit größeren Umbaumaßnahmen zu rechnen, bei einem Wechsel von einem Monoblock auf einen anderen ist das (hoffentlich) weniger stark ausgeprägt.
Eine Monoblock-Anlage hat ein umweltfreundlicheres Kältemittel (Propan), ist allerdings aufgrund dessen Brennbarkeit und den damit verbundenen Abständen zu Hausöffnungen (Lichtschächten, Türen) bzgl. des Aufstellortes sehr begrenzt. Wir finden aber einen - nicht idealen, aber immerhin akzeptablen - Platz für den Monoblock und so entscheiden wir uns für diesen.
Die Wahl zwischen den beiden verbleibenden Betrieben war nicht ganz so einfach. Beide haben einen zuverlässigen Eindruck gemacht, einer von beiden hat aber eine kleinere Wärmepumpe angeboten, die etwas günstiger ist (was in der Gesamtinvestition aber keine Rolle spielt), bei der aber vor allem die Gefahr des Taktens geringer sein sollte. Zweites Kriterium war, dass ich keinen Speicher im Vorlauf haben wollte, der zu Mischprozessen der beiden Temperaturniveaus und damit zu geringerer Effizienz führt. Glücklicherweise hat der Betrieb mit der kleineren Wärmepumpe auch einen Speicher im Rücklauf angeboten, also war die Wahl am Ende leicht. Alle Anbieter hatten deutsche oder österreichische Hersteller im Programm. Der Heizungsbauer unserer Wahl verbaut eine Vaillant Wärmepumpe aus deutscher Produktion, die weit verbreitet ist, hoffentlich gut mit Ersatzteilen versorgt werden kann und über die es viel Information zur Einstellung eines optimalen Betriebs gibt.
Neben den lokalen Anbietern habe ich auch noch 2 überregionale Anbieter kontaktiert. Diese haben einen online-basierten Prozess zum Erfassen der Ist-Situation und bieten einen guten, strukturierten Ablauf. Dort bekommt man sowohl asiatische als auch mitteleuropäische Wärmepumpen, der Preisunterschied ist auch hier eher klein. Die Preise bewegen sich bei 25-30.000 Euro, also durchaus attraktiv zu den lokalen Betrieben. Diese Anbieter machen aber nur ihr Standardprogramm, d. h. nur die Wärmepumpe. "Nebenarbeiten" wie Fundament oder Heizkörperaustausch führen sie nicht durch, deshalb (und aufgrund der späteren Problematik eines Ansprechpartners bei Wartung oder Problemen) lasse ich die Finger davon.
Mit dem Wissen um die Höhe der zu erwartenden Kosten stelle ich am 15. November den Antrag bei der BAFA um später die mögliche Förderung zu bekommen. Es ist nicht ganz einfach den Ablauf und die angefragten Informationen zu verstehen, aber man kann sich einlesen und dann ist es ok. Nicht gut, aber machbar. Bereits 2 Wochen später habe ich den Zuwendungsbescheid in den Händen, die Förderung ist bewilligt, das ging deutlich schneller als erwartet und erleichtert die Entscheidung für den Wechsel. Zum Glück gelten für uns noch die Konditionen von 2023: 40% von bis zu 60.000 Euro Investitionssumme, statt ab 2024 nur noch 50% von bis zu 30.000 Euro.
Über den Winter beobachte ich meine Ölheizung um zu ermitteln, wie hoch der Wärmebedarf bei den einzelnen Temperaturen wirklich ist. Die saubere Lösung wäre ein Wärmemengenzähler im Heizkreis, aber ich möchte kein Geld mehr in die Anlage stecken. Also messe ich die Temperaturen. Zuerst versuche ich einen Messfühler, aber der Offset von Temperatur an der Armatur (unter der Isolierung) zum Wasser ist zu hoch. Also nehme ich die Temperaturen der Thermometer der Heizungsanlage, nehme diese per Video auf, lese sie dann im Schnelldurchgang ab, trage sie in ein Excel-File ein. Anhand eines geschätzten Durchflusses ermittle mir so eine temperaturabhängige Heizlast. Ich lerne dabei, wie die Heizung "tickt", wie sie taktet, wann sie ein- und ausschaltet. Diese Erfassung ist ziemlich aufwändig, zeigt mir aber, dass die Heizlastberechnung des Energieberaters wohl wirklich eher konservativ ist. Ich mache selbst nochmal eine Heizlastberechnung nach meinem ingenieurmäßigen Verständnis (ohne Normen-Zwang, ohne den Anspruch es besser wissen zu wollen, einfach nur zum Verständnis) und sehe, dass die geringeren Heizlasten durchaus realistisch sind. Darüber hinaus versuche ich zu verstehen, in welchen Räumen die Heizkörper gewechselt werden müssten und wie groß sie jeweils sein sollten, um möglichst weit mit der Vorlauftemperatur nach unten zu kommen.
Im März erteilen wir den Auftrag, wir vereinbaren den Einbau für den Sommer und dann ist erst mal Pause. Im Sommer legen wir dann den Einbautermin fest: Die zweite Septemberwoche. Davor sind wir noch in Urlaub und wir brauchen noch eine Woche um unseren Keller leerzuräumen und Platz zu schaffen für die Umbauarbeiten.
Dann am Montagmorgen so gegen 8 Uhr kommen die Handwerker und es geht los.
Zu Beginn werden die Heizung abgebaut und 2 Heizöltanks umgepumpt in den dritten, zersägt und entfernt. Dann werden der Rücklaufspeicher aufgebaut, die Kernbohrung für den Durchgang zum Monoblock gebohrt, das Fundament gesetzt, das Innengerät aufgebaut, das Kalkgerät und die Verrohrung sowie dann auch der Monoblock montiert. Wir haben zwischendrin mal 2 Tage kein warmes Wasser, aber dann wird zur Überbrückung eine elektrische Warmwasserheizung angeschlossen, die den Warmwasserspeicher füllt. Für die Leitungen zwischen Außen- und Innengerät wird unser Pflaster aufgerissen und ein schmaler Graben ausgehoben (unsere frühere Holzterasse hatten wir im Vorfeld schon abgebaut). In der zweiten Woche werden 12 Heizkörper montiert und am Ende der zweiten Woche wird die neue Wärmepumpe in Betrieb genommen. Ein schönes Gefühl. Kein Öl mehr im Haus, kein CO2 mehr für die Gebäudebeheizung, wirklich gut. Die Heizkörper sind alle ganz schön groß geworden, meist 3lagig (33er) und in den Außenabmessungen oft auch größer, so gut es die Platzverhältnisse es eben hergegeben haben. Das ist zunächst ungewöhnlich und nicht sehr schick, aber nach einigen Tagen haben wir uns daran gewöhnt. Als wir das erste Mal vor der laufenden Wärmepumpe stehen sind wir erleichtert über das Geräuschniveau. Klar, sie läuft noch nicht mit voller Leistung, aber sie ist leiser als der Springbrunnen vom Nachbargrundstück. Puh.
Nach einer weiteren Woche ist der verbliebene Heizöltank geleert und abgebaut und unser Keller wieder eingeräumt. Den ehemaligen Tankraum nutzen wir als zusätzlichen Keller. Der Ölgeruch ist sehr gering, fast gar nicht mehr auszumachen, kein Vergleich zu früher und viel besser als erwartet.
Die Wärmepumpe ist per App einsehbar und gewisse Basiseinstellungen darüber auch einzustellen (Raumtemperatur, Heizzeiten, Warmwassertemperatur...). Interessant ist aber auch der Energieverbrauch und der Energieertrag aus der Umwelt. Durch die schönen und warmen Herbsttage mit bis zu 20 Grad aber schon einstelligen Nachttemperaturen läuft die Wärmepumpe noch "auf kleiner Flamme", aber man kann schon ungefähr erkennen wie sie tickt.
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