· 

Radwege sind gefährlich

In den letzten 5 Jahren hatte ich während 40.000 km insgesamt 5 Unfälle mit dem Rad. Zwei Mal wurde ich von Kraftfahrzeugen von der Straße abgedrängt (einmal sogar von einem Fahrschüler während seiner Prüfungsfahrt, die er trotzdem bestand), drei Unfälle geschahen im Zusammenhang mit Radwegen. Die Radwege sind dabei nicht selbst das Problem, sondern die Schnittpunkte mit dem Kraftfahrzeugverkehr. Im Feburar 2025 wurde ich innerhalb von einer Woche gleich zwei Mal umgefahren. 

 

Das erste Mal wurde ich von einem entgegenkommenden Autofahrer, der über den Radweg auf dem ich gefahren bin, auf einen Parkplatz abbiegen wollte und mich dabei übersehen hat. Dabei bin ich gestürzt, der Notarztwagen kam, Polizei... das volle Programm. Bis auf weiche Knie und eine zerbrochene Fahrradlampe ist zum Glück nichts passiert. 

 

Der zweite Unfall ereignete sich auf dem Weg zur Arbeit an einer Stelle, wo der straßenbegleitende, linksseitige Radweg entlang der Bundesstraße auf die Fahrbahn der Kraftfahrzeuge geleitet wird. Eine einmündende Ortsstraße führt ein Vorfahrt gewähren Schild, um dem fließenden Verkehr der Bundesstraße, Vorrang einzuräumen. Den braucht man als Radfahrer auch, weil man dem Verkehr auf der Bundesstraße Vorfahrt gewähren muss und deshalb sowohl nach vorn als auch nach hinten schauen muss. Ein Fahrzeug der einmündenden Ortsstraße hat die Vorfahrtregelung aber nicht beachtet, nimmt mir die Vorfahrt und als ich das sehe ist es schon zu spät, es kracht und ich werde wieder umgefahren. In den darauffolgenden Tagen stellt sich nach Röntgen und MRT heraus, dass die Schulter angeknackst und am Daumen der rechten Hand ein Band gerissen ist. 

 

Beide Unfälle wären nicht passiert, wenn die Radwege besser geführt würden. Im ersten Fall ist der Radweg tiefer als die Fahrbahn der Kraftfahrzeuge, demzufolge war ich vermutlich nicht so gut zu erkennen, wie wenn ich auf der Fahrbahn selbst gefahren wäre. Auch im zweiten Fall war die linksseitige Führung des Radwegs mit entscheidend für den Unfall, weil der Autofahrer nicht weit genug nach rechts geschaut hat, um mich auf dem linksseitigen, benutzungspflichtigen Radweg wahrzunehmen. Natürlich entbindet die Verkehrsführung Autofahrer nicht von ihrer Sorgfaltspflicht, aber die schlechte Verkehrsführung provoziert solche Unfälle regelrecht. 

 

Ich hoffe, dass wir es irgendwann schaffen, dem Radverkehr den Platz und die Wahrnehmung zu geben, dass große und kleine Radfahrer und Radfahrerinnen sich sicher mit dem Rad fortbewegen können. Der derzeitige Zustand ist eine Zumutung. Speziell für den zweiten Unfallort werde ich weitere Schritte einleiten. Ich werde versuchen, dass eine Furtmarkierung angelegt wird oder zumindest eine Haltelinie, die den Autofahrern die Vorfahrtsituation visuell nochmal sichtbarer macht. Mal sehen wie sich die Straßenverkehrsbehörde äußert. 

 

Warum veröffentliche ich so etwas Persönliches wie ein Röntgenbild im Netz?

Weil ich auf die Gefährdung der Radfahrer durch schlechte Radwege hinweisen möchte. Noch kann ich es. Ich hoffe das bleibt so. Aber wenn ich irgendwann vielleicht mal so verletzt werde, dass ich nicht mehr schreiben kann, soll keiner sagen, das wäre nicht vorhersehbar gewesen. Die Radverkehrsinfrastruktur ist schlecht und ist mit eine Ursache dafür, dass Radfahrer unnötig gefährdet werden. Es liegt an der Kommunalpolitik das zu ändern. Das neue Straßenverkehrsgesetz gibt neue Möglichkeiten. Ich hoffe es ändert sich was und ich engagiere mich im ADFC, dass etwas passiert. Hoffnung alleine schützt nicht. Es braucht Veränderungen auf der Straße. 

 

Nachtrag 23.3.25: Nachdem ich mit verschiedenen Rad- und Autofahrern gesprochen habe und sich kein einheitliches Bild bzgl. der Vorfahrt herauskristallisiert hat, bin ich auf das Landratsamt Ebersberg zugegangen, das sich seinerseits mit der Polizeiinspektion Ebersberg und dem Straßenbauamt abgestimmt hat. Das Ergebnis ist frappierend, die Verkehrsführung der Radfahrer ist ganz anders als ich und alle - bis auf einen - befragten Radfahrer dachten. Die rot markierten Stellen im Text geben nicht die tatsächliche Rechtslage wieder. Neben der schlechten Ausprägung der Radwege ist deren Beschilderung auch noch wenig eindeutig, wenn man also nicht auf Radwegen fahren muss, fährt man also besser auf der Fahrbahn. Mehr dazu im nächsten Blogeintrag.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0